Versuchsprotokoll: Eigenschaften von Kristallviolett bei pH-Wert - Änderungen |
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Durchführung: |
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Leistungskurs Chemie 2008 |
20 Milligramm Kristallviolett werden in 500ml ein molarer
Salzsäure gelöst.
Je 100ml davon werden mit 1m Natronlauge bis zu den pH-Werten 1, 1,35,
2,2, ca. 11 und 13 titriert. Die Mischung ist wieder auf 100ml mit Wasser
aufzufüllen. In einem 6. Becherglas löst man eine große Spatelspitze (ca.
100mg) Kristallviolett direkt in 100ml 15%iger Salzsäure. Das Milieu wird mit einem pH-Meter
bestimmt. Die Farbe wird vor einer Milchglasscheibe mit
Halogenlampen-Hintergrund und nach erfolgtem Weißabgleich mit einer DSLR-Kamera
dokumentiert. Ein digitales Spektralfotometer ermittelt die Extinktionskurve. |
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Beobachtungen bei Zugabe von Natronlauge ==> |
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Kolben: | I | II | III | IV | V | VI |
Konzentration: | ca. 2,5 mmol/l | 0,1 mmol/l | 0,1 mmol/l | 0,1 mmol/l | 0,1 mmol/l | 0,1 mmol/l |
Milieu: | extrem sauer | stark sauer | schwach sauer bis schwach basisch | stark basisch | ||
gemess. pH: | -1,10 | 1,00 | 1,35 | 2,20 | 11,7 | 13 |
Foto
groß: |
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Sichtbare Farbe |
orange
(bei 0,1mmol / und pH 0: gelb!) |
grün | blaugrün | blau | violett | farblos |
VIS
Messwerte |
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Maxima im Fotometer |
420 | 425 + 625 | 590 | |||
Absorbierte Farbe |
violett (+ blau) | rot + violett | rot (+ violett) | gelb | gelbgrün | UV-Bereich |
Deutung: |
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Struktur der Teilchen:
gleichwertige Grenzstruk-
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Gemisch |
Gemisch |
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Effekte: |
Bathochromie ===========================================> | Hypsochromie ===========================================> | ||||
Alle drei Auxochome sind durch die Protonierung deaktiviert. Die Mesomerie begrenzt sich auf das zentrale C-Atom und die Phenylringe. Das Gelb hat ein breites Absorptionsband und wirkt bei hoher Konzentration durch Hyperchromie orange! |
Gemisch aus Struktur Der pKs-Wert liegt |
Die tiefste, denkbare Farbe wird von diesem, relativ kleinen Molekül erzeugt. Zwei gleichwertige Grenzstrukturen (ein T-Chromophor) und ein kaum vom unteren Phenylring beeinflusstes, zentrales C-Atom bilden eine besonders geringe Differenz zwischen bindenden (HOMO) und antibindenden (LUMO) Pi-Orbitalen. |
Gemisch aus Struktur Der pKs-Wert liegt |
Das System enthält noch ein weiteres, wirksames Auxochrom, die NN-Dimethylaminogruppe unten (ein Y-Chromophor). Trotzdem steigt die Farbe wieder an. Das wird mit der Elektronendichtewirkung des unteren Systems auf das zentrale C-Atom gedeutet. | Die Delokalisation der Pi-Elektronen ist jetzt auf die Benzolringe beschränkt, da das zentrale C-Atom ein Hydroxidion addiert hat (Carbinolbase). Die sp3-Hybridisierung hier verhindert den Verbund der delokalisierten Pi-Elektronensysteme. Die Absorption elektromagnetischer Wellen liegt außerhalb des sichtbaren Bereichs im UV. | |
Ergebnis: |
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Kristallviolett zeigt bei der Protolyse ein Kaleidoskop von Farben. Ursache sind drei Auxochrome Gruppen, die das delokalisierte Pi-Elektronensystem in seinem Energieniveau beeinflussen. Gibt das Trikation ein Proton ab kommt eine farbvertiefende Gruppe mit positiv-mesomeren Effekt dazu, entsteht ein sehr energiearmes blaugrünes System. Wird durch erneute Deprotonierung ein weiteres Auxochrom aktiviert, ergibt sich eine intensive, violette Farbe. Im stark basischen Bereich zerstört die Anlagerung von Hydroxidionen die Wechselwirkung mit sichtbarem Licht. | ||||||
Fotos: W.-L. Hellweg / Y. Wencke, Formeln: S. Zeller / T. Hinz, Fotometrische Messungen: B. Stiller / S. Räther (Gy. Bondenwald), pH-Wert Messungen: N. Jansen / T. Heydecke / J. Lüder |
*) W. Kratzert, R. Peichert. |